Viel Resonanz fand der Vortrag »Was will ich ordnen?« am 14. Juli 2014 im Hieronymus-Hofer-Haus. Vor über 80 Besuchern im vollbesetzten Andachtsraum sprach Sabine Tarasinski, Pfarrerin und Koordinatorin im Ambulanten Hospizdienst Frankenthal, über die großen und kleinen Dinge, die am Lebensende wichtig sind. Der Vortrag fand im Rahmen des 150-jährigen Jubiläums des Protestantischen Diakonissenvereins Frankenthal e.V. statt.
Manches regelten Gesetze von alleine und niemand würde uns zwingen, Weiteres über unser Lebensende hinaus zu regeln, so Sabine Tarasinski, allerdings wäre es nicht nur im eigenen Interesse, sondern auch im Interesse der Angehörigen, sich Gedanken zu machen. Mit vielen Beispielen aus der Praxis gab sie Impulse für die Zeit, in der jemand noch lebt und für die Zeit nach dem Ableben.
Für die letzte Lebenszeit gebe es die Möglichkeit, eine Vorsorgevollmacht, eine Betreuungsverfügung und eine Patientenverfügung zu erstellen. Das sei, so Sabine Tarasinski, aber nicht alles, was uns am Lebensende bewege. Vielleicht gebe es etwas, das jemand ein Leben lang vor sich hergeschoben hätte oder kleinere Geschenke zu bestimmen. Wichtig sei, darüber zu reden und es aufzuschreiben, was jemand sich selbst für die letzte Lebenszeit wünsche, zum Beispiel wen – oder wen auch nicht – er noch sehen möchte oder wer am Ende bei ihm sein solle. Dazu gehöre auch, was jemand belaste. In einen Lebensordner könnten nicht nur die rechtlichen Verfügungen und das Testament einsortiert werden, festgehalten werden könnten dort auch die kleinen Dinge, die die letzte Lebenszeit sozial und spirituell bestimmen würden.
»Mein Mann hat alles am Computer gemacht, da ist alles Wichtige drin, nur weiß ich die Passwörter nicht« – da heute viele Angelegenheiten über das Internet geregelt werden würden, gehörten dazu auch die Passwörter. In den Lebensordner gehörten auch die Namen, Adressen und Telefonnummern der Menschen, die sich um jemanden gekümmert hätten und die vom Ableben informiert werden sollten.
Wichtig sei auch, so Sabine Tarasinski, die Patientenverfügung um eine Seite mit eigenen Wertvorstellungen zu ergänzen. Was jemand an Schmerzen noch ertragen können und wolle, ob er leben wolle, so lange er gesund sei oder ob er leben wolle, so lange es Menschen gebe, denen er wichtig sei, diese grundlegenden Werte würden dem Arzt einen Weg aufzeigen.
Sei der Tod eingetreten, gebe es noch eine weitere rechtsverbindliche Möglichkeit, etwas zu regeln. Im Organspendeausweis könnte jemand nicht nur seine Bereitschaft oder Ablehnung zur Organspende signalisieren. Im Testament wird der »große« Nachlass geregelt.
Mit welcher Würde nach dem Tod mit mir umgegangen wird, beschäftigt viele Menschen. Dazu gehörten Fragen wie diejenige, ob jemand zuhause aufgebahrt werden möchte, auch wenn er im Krankenhaus verstorben sei, ob die Kinder die Verstorbene/den Verstorbenen noch einmal sehen sollten, ob es eine Trauerfeier geben solle, was die Trauernden tragen sollten oder ob es statt Blumen Spenden für einen guten Zweck geben solle.
Beim Eintritt des Todes würden viele formale Regeln gelten, die zumeist der Bestatter übernehme, die man aber auch selbst regeln könne. Dazu gehörten viele Urkunden wie Krankenkassenkarte, Geburtsurkunde oder Personalausweis, die vorgelegt werden müssten. Ein Lebensordner würde helfen, wichtige Dokumente zusammenzuhalten und zu finden. Hilfreich sei auch eine Liste aller, die zu benachrichtigen seien: Standesamt, Kirchengemeinde, Sozialstation, Sparkasse oder Vermieter zum Beispiel. Auch Versicherungen, Zeitschriftenabos oder Handyverträge gehörten dazu. Auch die Form und Durchführung der Bestattung kann durch einen Bestattungsvorsorgevertrag beim Bestatter geregelt werden.
Zuletzt könne man auch »aus dem Jenseits« Mitteilungen an die Hinterbliebenen machen. Briefe, die erst nach dem Tod zu öffnen seien, könnten beispielsweise Dinge enthalten, die man immer schon sagen wollte. Auch könne man Freunden oder Verwandten Fotos, Videoaufzeichnungen oder Erinnerungsstücke aus seinem Leben zukommen lassen. Auch die Traueranzeige und die Danksagung könne man noch zu Lebzeiten selbst gestalten.
Wie Sabine Tarasinski eingangs sagte, könnte es keine »Checkliste« für die angesprochenen Themen geben, sondern sie wollte sie Impulse geben, um sich mit den kleinen und großen Dingen, die am Lebensende wichtig sind, auseinanderzusetzen. Die angeregte Diskussion während und nach dem Vortrag zeigte, dass ihr das gelungen ist.